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HEIMATHERZ - Themen
Wie das Eishockey ins Sauerland kam
Vom ESD zu den Roosters - Drei Fragen stellen sich sportinteressierte Sauerländer jede Woche. Wie hat der BVB gespielt? Was hat Schalke gemacht? Und immer häufiger: Wie haben die Roosters abgeschnitten? Gemeint sind die Iserlohn Roosters. Die Kufenflitzer vom Seilersee haben sich in der Deutschen Eishockey Liga (aktuell Penny-DEL) längst einen Namen gemacht. Zwischen September und April pilgern an jedem Wochenende bis zu 5.000 Eishockey-Fans aus Nah und Fern in die Balver-Zinn-Arena, um ihren Roosters zuzujubeln. Ein Blick zurück in die Vor-Corunna-Zeit lohnt sich. Denn 2015/2016 war die bisher erfolgreichste Spielzeit in der 64-jährigen Geschichte des Eishockeys im Sauerland. Die Schüler-Mannschaft der Iserlohn Roosters, die Young Roosters, wurde Deutscher Meister. Das Jugend-Team holte den Titel in der DNL 2 (Deutsche Nachwuchsliga). Die Profis schafften Platz drei in der Hauptrunde der Deutschen Eishockeyliga, qualifizierten sich damit direkt für die Play-Offs und mussten sich im Play-Off-Viertelfinale erst im Spiel sechs den Nürnberg Ice Tigers geschlagen geben. Mehr als 20 restlos ausverkaufte Heimspiele, weit über 100.000 Besucher in der Eissporthalle am Seilersee rundeten die Saison 2015/2016 auch wirtschaftlich ab. In der aktuellen Spielzeit rangieren die Roosters im Mittelfeld der Tabelle. Die Saison 2022/2023 begann mit einer Niederlagenserie. Das kostete Cheftrainer Kurt Kleinendorst den Job. Als Greg Poss, früherer Erfolgscoach der Roosters, in die Waldstadt zurückkehrte und das Regiment an der Bande übernahm, stellte sich auch der sportliche Erfolg wieder ein. Die Wiege des Eishockeys im Sauerland stand aber nicht am Seilersee in Iserlohn, sondern einige Kilometer entfernt im Hemeraner Ortsteil Deilinghofen. Dort war am 28. Februar 1959 der EC Deilinghofen (ECD) gegründet worden. 17 Jugendliche und sieben Erwachsene hoben den Verein aus der Taufe. Die eigentlichen „Gründungsväter“ waren die Jugendlichen des Dorfes und nicht zuletzt ihr damaliger Lehrer Hanskarl Franke. Den Eishockeysport hatten seinerzeit die Soldaten des Royal Regiment of Canadian Artillery bei ihrer Stationierung (1953 bis 1970) mit ins Camp Deilinghofen gebracht. 1954 errichteten die Soldaten in ihrem damaligen „Fort Prince of Wales“ eine Eisfläche, später eine Eissporthalle. Interessiert beobachtet wurden ihre Trainingseinheiten von der Dorfjugend. Die Jugendlichen sammelten die zerbrochenen Schläger der Kanadier ein, reparierten sie notdürftig und spielten im Winter auf zugefrorenen Teichen oder eisglatten Straßen. 1957 erlaubten ihnen die Soldaten erstmals, ihre Eisfläche zu nutzen. Bei ihrem Lehrer Hanskarl Franke fanden die Jugendlichen ein offenes Ohr für ihre neue sportliche Leidenschaft. Franke gilt als Ur-Vater des EC Deilinghofen. Erster Vorsitzender wurde Fritz Schulte, der EC Deilinghofen wurde der 50. Eishockey-Verein in Deutschland, er war der neunte in Nordrhein-Westfalen. Nach längerer Vorbereitungszeit und individueller Talentförderung durch Trainer Charles McCuaig fand am 8. März 1958 das erste Spiel einer Deilinghofer Eishockey-Mannschaft gegen eine kanadische Nachwuchsmannschaft aus Soest statt. Es ging erwartungsgemäß 2:6 verloren. Im Herbst 1959 startete dann eine ECD-Jugendmannschaft in der NRW-Jugend-Landesliga und erreichte zwei Jahre später den Titel „Deutscher Jugend Vizemeister“. In der Saison 1961/62 wurde erstmals ein Seniorenteam gemeldet, es startete in der Gruppenliga Nord. Die Neulinge aus dem Sauerland holten in zehn Spielen stattliche 19:1 Punkte. Spätestens jetzt war Hemer-Deilinghofen ein Punkt auf der Eishockey-Deutschlandkarte. Die Halle im Camp Deilinghofen erlebte in den Folgejahren manche Eishockey-Schlacht. Die Geburtsstätte des EC Deilinghofen steht längst nicht mehr, sie wurde 1999 abgerissen. Bis dahin hatte sie lange unter anderem als Fahrzeughalle bei den Britischen Streitkräften gedient. Die Briten waren 1971 den Kanadiern ins Camp Deilinghofen gefolgt. Die Engländer hatten es nicht so mit dem Eishockey. Unweit der ehemaligen Halle erinnert heute eine Erinnerungsstätte an die Geburtsstätte des Eishockeys im Sauerland. 1971 erfolgte der Umzug in die am 9. Januar eingeweihte Eissporthalle am Seilersee in Iserlohn. Was zwangsläufig folgte war 1980 eine Namensänderung in ECD (EC „Deilinghofen“) Iserlohn. Die Wiege im Hemeraner Ortsteil wollte man nicht verleugnen. Es folgten spannende, aufregende Jahre. Mit dem Finnen Martti Jarkko aus Tampere und dem zweimaligen Stanley-Cup-Sieger Jaroslav Pouzar spielte ein Traumpaar des internationalen Eishockeys am Seilersee. Pouzar gilt bis heute als bester Spieler, der jemals seine Schlittschuhe am Seilersee schnürte. Mit den Torhütern Cestmir Fous und Siggi Suttner hatte der ECD Iserlohn auch Torhüter-Legenden in seinen Reihen. Daniel „Danny“ Held wurde zum ersten Nationalspieler des Vereins. Der gebürtige und später eingedeutschte Kanadier wurde leider nur 53 Jahre alt. Danny Held starb im Januar 2015 an Krebs. Ende der 1980er folgten dann die dunklen Jahre in der Geschichte des ECD Iserlohn. Die Schulden des Vereins hatten Millionenhöhe erreicht. Die Steuerfahndung ging in der ECD-Geschäftsstelle ein und aus. Vereinsboss Heinz Weifenbach, ein Bauunternehmer aus dem benachbarten Hemer-Deilinghofen, rückte immer stärker in den Fokus der Staatsanwaltschaft. Was folgte, war ein damals einmaliger Vorgang in der deutschen Sportpolitik. Der ECD Iserlohn machte Werbung für Gaddafis „Grünes Buch“, dafür sollten 1,5 Millionen D-Mark vom Wüstensohn in die Eissporthalle am Seilersee fließen. Am 4. Dezember 1987 liefen die ECD-Kufenflitzer im Heimspiel gegen den Sportbund Rosenheim erstmals mit dem „Grünen Buch“ auf dem Trikot aufs Eis. Aber der Rettungsversuch kam zu spät. Der Konkurs war nicht mehr abzuwenden. Am 11. Dezember 1987 verkündete der Düsseldorfer Konkursverwalter Winfried Andres das Aus für den ECD Iserlohn. Am Seilersee gingen die Eishockey-Lichter aus. In den Museen des Märkischen Kreises auf der Burg Altena ist ein Trikot mit der Werbung für das Grüne Buch bis heute in der Dauerausstellung zu sehen. Die eishockeylose Zeit war aber nur kurz. Mit dem ECD Sauerland meldete Heinz Weifenbach seinen Anspruch an, zurück ins Eishockey-Rampenlicht rücken zu wollen. Nach dem Gerichtsvergleich mit dem DEB-Schiedsgericht reichte es aber nur für die Oberliga. Unter Spielertrainer Peter Gailer wurde das Team vom Seilersee Meister in der Nordgruppe, gewann die Relegation gegen Augsburg und wurde 1989 Oberliga-Meister. Aber die turbulenten Jahre im Iserlohner Eishockey waren noch längst nicht überstanden. Auch den neuen Verein quälten von Beginn an Geldsorgen. Mit dem Unternehmer Alfred Thiele und Karl-Friedrich Müller folgten Heinz Weifenbach andere an der Spitze des Vereins. Weifenbach war am 9. Oktober 1991 als Präsident des ECD Sauerland zurückgetreten. Der Bauunternehmer hatte zu dieser Zeit ganz andere Sorgen. Seit längerem saßen ihm Steuerfahndung und Staatsanwaltschaften im Nacken. Es folgten Anklagen und Prozesse. Im Februar 1989 verurteilte ihn die Große Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Hagen wegen Betruges und Steuerhinterziehung in 44 Fällen zu einer Bewährungsstrafe von 22 Monaten. In den letzten Jahren seiner Amtszeit hatte der Bauunternehmer 5,8 Millionen DM Steuerschulden angehäuft. Noch dicker kam es für den leidenschaftlichen Zigarrenraucher am 30. Juni 1993. Nach weit über 100 Verhandlungstagen verurteilte ihn das Landgericht Dortmund zu einer vierjährigen Haftstrafe. Zuletzt lebte er bis zu seinem Tod am 21. Februar 2015 zurückgezogen im Rheinland. Am 8. April 1994 kam dann auch das Ende für den ECD Sauerland. Nachdem die letzten Rettungsversuche gescheitert waren, musste Konkurs angemeldet werden. Nach dem Start in der Oberliga Nord in der Saison 1988/89 stiegen die Sauerländer als Meister in die zweite Bundesliga auf. Dort spielten sie bis zum Konkurs im April 1994. Auch jetzt blieb das Eishockey-Vakuum am Iserlohner Seilersee nicht lange. Nach einem gescheiterten Wiederbelebungsversuch als ECD Sauerland Pinguins fand am 25. April die Gründungsversammlung des Iserlohner EC statt. Unter dem Vorsitz des Iserlohner Bettenfabrikanten Jochen Vieler stieg der Club in den Spielbetrieb der 2. Liga Nord ein. Schon früh an Vielers Seite: der Iserlohner Rechtsanwalt Wolfgang Brück, heute einer der Haupt-Gesellschafter und Chef bei den Iserlohn Roosters. Vieler und Brück setzen fortan auf eine solide finanzielle Basis. Dennoch gehen sie im Jahr 2000 ein Wagnis ein und steigen in die Deutsche Eishockeyliga (DEL) ein. Die eigens gegründete Iserlohn Roosters Eishockey-GmbH übernimmt die Lizenz der Starbulls Rosenheim GmbH. Der Rosenheimer Traditionsclub hatte sich aus dem Spitzen-Eishockey zurückgezogen. Die Iserlohner nutzten die sich plötzlich ergebene Chance. Den neuen Weg wollte IEC-Boss Jochen Vieler allerdings nicht mitgehen, er zog sich ins Privatleben zurück. Wolfgang Brück wurde Geschäftsführender Gesellschafter der Iserlohn Roosters Eishockey-GmbH. Er holte sich den Balver Unternehmer Josef Jost als Mitgesellschafter ins Boot. Die Deutsche Eishockey-Liga hatte einen neuen Underdog aus dem Sauerland. Mit dem kleinsten Etat der Liga traten die Roosters Wolfgang Brück, Josef Jost gegen die finanzstarken Großstadt-Clubs an. Platzierungen zwischen Platz 9 und 15 waren die sportliche Ausbeute der ersten Jahre. Dass sich das Team in der Deutschen Eishockeyliga etablierte, war sicher auch ein Verdienst von Trainer Greg Poss. Der US-Amerikaner und spätere Bundestrainer hatte die Mannschaft bereits in der 1. Liga Nord übernommen, war mit in die DEL gewechselt und blieb bis 2003 den Roosters treu. Im Oktober 2022 kehrte er dann an den Seilersee zurück. Das erste Mal richtig von sich Reden machten die Iserlohn Roosters nach Platz 5 in der Vorrunde mit dem Erreichen des Viertelfinales in der Saison 2007/2008. Ab dieser Spielzeit waren die Ansprüche am Seilersee und die Erwartungen der Fans jedes Jahr gewachsen. Erfüllt werden konnten sie allerdings erst mit dem Erreichen der Pre-Play-Offs in der Saison 2010/2011 sowie jeweils dem Viertelfinale in den Spielzeiten 2013/2014 sowie 2014/2015. Am 12. September 2014 wurde dann auch endlich der Schulterschluss mit der Vergangenheit vollzogen. Sehr zur Freude der vielen Tausend Fans im Sauer- und Siegerland, in Westfalen und im Ruhrgebiet, bekannte sich die Roosters-Führung öffentlich zu den Wurzeln und zum EC Deilinghofen. Als äußeres Zeichen wurden zwei Trikots mit den Nummern zweier Spieler unter das Hallendach gezogen, die sich in der Geschichte des sauerländischen Eishockeys besonders verdient gemacht haben. Die Rückennummern 5 und 21 werden niemals wieder vergeben. Sie gehören zu Jörg Schauhoff (5) und Dieter Brüggemann (21). Schauhoff, 1959 Gründungsmitglied des EC Deilinghofen, spielte in der Zeit von 1961 bis 1977 insgesamt 416mal für den EC Deilinghofen und den ECD Iserlohn. Der Stürmer schoss dabei 346 Tore. Der Hemeraner Immobilienmakler war viele Jahre auch außerhalb der Eisfläche aktiv und gilt als Mit-Initiator der Gedenkstätte in Hemer-Deilinghofen. Dieter Brüggemann (Nummer 21), ist Rekordspieler und zweitbester Torschütze des ECD. In der Zeit von 1971 bis 1985 sowie in der Saison 1989/90 lief Brüggemann 588mal für den ECD auf und erzielte dabei 294 Tore. Er stieg mit dem ECD Iserlohn 1977 in die damalige Bundesliga auf und legte nach seiner aktiven Zeit die Trainerlaufbahn ein. Die Eishockey-Geschichte sollte auch eine eigene Heimstadt bekommen, ein Eishockey-Museum. Ein erstes Interesse zur Errichtung eines lokalen Eishockey-Museums bekundet Roosters-Hauptgesellschafter Wolfgang Brück im März 2004 bei der Eröffnung der Eishockey-Erinnerungsstätte in Deilinghofen im Gespräch mit Roosters-Sponsor Engelbert Himrich und ECD-Gründungsmitglied Jörg Schauhoff: „In welcher Form auch immer. Wir sollten in der Gegenwart die Geschichte nicht vergessen.“ Aber erst neun Jahre später hatte Museums-Finanzier Engelbert Himrich mit Jörg Schauhoff, Bernd Schnieder und vor allem Rainer Tüttelmann ein Gründungs-Trio an seine Seite bekommen. Weitere vier Jahre und vier Monate später wurde das lokale Eishockey-Museum „Puck“ am 5. Juli 2019 am Sauerlandpark in Hemer eingeweiht – mehr als 60 Jahre nach der Gründung des EC Deilinghofen. Es beherbergt unter anderem die erste Torhütermaske von Fritz Kurella aus dem Jahr 1961, signierte Schläger der chinesischen Nationalmannschaft sowie der unterzeichnete Helm von Roosters-Kapitän Mike York. Die Initiative dazu ging von Engelbert Himrich aus, geschäftsführender Gesellschafter eines Hemeraner Badausstatters und Minderheiten-Gesellschafter an der Iserlohn Roosters GmbH. Unterstützt wird er dabei von Rainer Tüttelmann, Redakteur in Ruhestand und in früheren Zeiten Geschäftsstellenleiter des damaligen ECD Iserlohn, sowie Jörg Schauhoff. Mittlerweile haben sich weit über 5.000 Besucher das Eishockey-Museum angesehen. Es gibt eindrucksvoll einen Einblick in die Geschichte des Eishockeys im Sauerland – die noch nicht zu Ende geschrieben ist.
Lammtag auf dem Stiftungshof
Der Stiftungshof in Iserlohn - Hier scheint die Natur noch idyllisch, friedlich und naturbelassen zu sein - die Rede ist von dem Stiftungshof in Iserlohn-Kalthof. Wo sonst vielleicht nur einmal ein Hahn kräht oder ein Schaf blökt, herrscht an Veranstaltungstagen wie dem Lammtag reges Treiben. Die Wanderschäferei Märkische Naturlamm lädt jedes Frühjahr mit allen auf dem Hof aktiven Vereinen zum Lammtag mit kunterbuntem Programm ein. Wenngleich der Aktionstag in diesem Jahr leider verregnet war, zog er trotzdem Massen an. Aber auch sonst lohnt sich ein Besuch auf dem Stiftungshof. Außerhalb von Veranstaltungen ist der Hof für alle Besucher zu festen Besuchszeiten, täglich von 14 bis 18 Uhr, geöffnet. Der Stiftungshof ist ein Naturschutzprojekt der Stiftung Märkisches Sauerland, einer Gemeinschaftsinitiative von Naturschutz und Wirtschaft, welche aus folgenden Akteuren besteht: Naturschutzzentrum Märkischer Kreis, Förderverein Naturschutz Märkischer Kreis, Naturschutzbund Märkischer Kreis sowie Wirtschaftsinitiative Nordkreis. Diese Stiftung erwarb 2005 das Gebäude und Gelände des einstigen Hof Mau. Weitere Flächen, sei es gekauft oder gepachtet, kamen hinzu, um die Vision von Naturschutz und Wirtschaft zu verwirklichen. Über die Jahre wuchs der Stiftungshofs mehr und mehr. 2008 zog die Wanderschäferei von Maik Randolf ein. Seine Herde unterstützt aktiv den Naturschutz. Die Tiere erhalten Biotope, indem sie auf Grünflächen grasen und alte Kulturlandschaften vor dem Verwuchern schützen. Außerdem werden in der Wolle der Schafe wertvolle Pflanzensamen von Ort zu Ort getragen, somit tragen die Schafe zur Biodiversität bei, wenn sie vom Stall auf dem Stiftungshof aus über die benachbarten Streuobstwiesen durch den Märkischen Kreis bis in den Südkreis ziehen. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Stiftungshofes war die Einweihung des „Grünen Klassenzimmers“ 2015. Der NABU Märkischer Kreis schuf dort einst vor Ort einen Lernort, den regelmäßig Kindergärten, Schulen und weitere Besucher nutzen, um ihr Wissen zu erweitern. Mittlerweile hat sich der NABU als Träger für das „Grüne Klassenzimmer“ zurückgezogen. Das Bildungsangebot auf dem Stiftungshof wird aber dennoch weitergeführt. Der Verein NaturSpielWerkstatt Lindenhaus zog 2020 als Trägerverein für die Bildungsangebote ein, war er doch schon länger auf der Suche nach neuen Projekten um Bildungsangebote zu offerieren. Durch die Bildungsangebote ist der Stiftungshof seit Sommer 2022 ein zertifizierter außerschulischer Lernort in Bezug auf Bildung für nachhaltige Entwicklung. Nachhaltigkeit wird sowieso auf dem Hof besonders großgeschrieben. Für alle Beteiligten ist es eine Frage der Haltung. Gemeinsam wollen sie Zukunft gestalten, gemeinsam anpacken und das eben nachhaltig. Der Jahreskreislauf ist auf dem Stiftungshof allgegenwärtig. Während im Sommer die Ortsgruppe Iserlohn-Menden des NABU Märkischer Kreis, die auf dem Hof ihren naturnahen Garten als Biotop pflegt, zu Offene Gärten im Ruhrbogen einlädt und im Herbst eine Pflanzenbörse veranstaltet, hat im Frühjahr der Lammtag seine Tradition. Dann präsentiert Schäfer Maik Randolf seine 600 Mutterschafe und deren Nachwuchs. Neben Coburger Fuchsschafen zählen zur Herde auch Rhönschafe und 30 Ziegen. Lämmer waren es Ende März bereits 600 Stück, aus Erfahrung weiß Randolf aber zu berichten: „Da kommen noch welche hinzu.“ Beim Lammtag erwartete die Besucher ein buntes Familienprogramm sowie viele Infostände von Vereinen und einige Verkaufsstände. So präsentierte sich unter anderem auch der Imkerverein Kalthof, der auf dem Stiftungshof Imkerkurse veranstaltet und mit einem Bienenlehrpfad über die Welt der Honigbiene informiert, und der Verein Solawi Ackerleben, der auf dem angrenzenden Acker seine solidarische Landwirtschaft aufbaut. Natürlich war auch für das leibliche Wohl mit Süßem und Herzhaften bestens gesorgt. Des Weiteren konnten die verschiedenen Lebensräume des Hofes, auf dem sich Hühner, Kaninchen, Gänse, Enten, Hofhund, Hofkatzen und eben die Schafe und Ziegen sichtlich wohlfühlen, erkundet werden. Wobei die große Scheune mit den zahlreichen Lämmern sicherlich der Besuchermagnet war. Auf der Homepage www.stiftungshof.de bekommen Interessierte zudem einen weiteren Einblick in die Angebote und Vereine, die den Stiftungshof mit Leben füllen, und können sich über aktuelle Veranstaltungen informieren.
Haus Nachrodt
Ein Blick ins Innere - Gutshof, Industriellenvilla und später Adelssitz Am Rande der Bundesstraße zwischen Iserlohn-Letmathe und Altena an der Lenne liegt es verwunschen in einer langgezogenen Kurve. Mit dem Auto fährt man daran vorbei und sieht es immer nur im Augenwinkel. Wir haben uns für euch auf Entdeckungstour begeben und das Haus Nachrodt, welches man sonst nicht öffentlich besichtigen kann, ein bisschen unter die Lupe genommen. Der rechtsseitige einstige Gutshof verfügt über ein quergestrecktes Fachwerkgebäude und ein ortstypisches, weiß verputztes Bauernhaus sowie eben dieses recht unauffällige Herrenhaus, dessen Zauber man sich bei näherem Betrachten keinesfalls entziehen kann. Die Parkanlage rundherum lässt das Herz eines jeden Gartenfreundes höherschlagen und beim Betreten erschließt sich einem fast eine andere, ganz eigene Welt. Die erste urkundliche Erwähnung fand das Haus Nachrodt seinerzeit 1591, damals als Sitz des Altenaer Burgmanns Gottschalk von Nachrodt. Bis 1805 war das alte Gemäuer schließlich im Besitz derer von Nachrodt. In dieser Zeit erfolgte auch um 1790 der Neubau als klassizistisches Herrenhaus aus Bruchsteinen. Ab 1818 war das denkmalgeschützte Gebäude das Wohnhaus des Nachrodter Nadelfabrikanten Johann Heinrich Schmidt. Unter ihm erfolgte auch der Umbau und Anbau eines Festsaales. Seit 1853 ist das Haus Nachrodt nunmehr durch Einheirat in Besitz der Familie von Löbbecke. Ab 1890 diente es als Verwaltungsstelle des Amtes Altena und war dadurch Namensgeber für die 1907 gegründete Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde. Gerade im Inneren begeistert das komplett mit Gewölbe unterkellerte Wohnhaus als klassizistisches Herrenhaus aus Bruchstein mit Schieferdach. Dem Repräsentationswillen des 19. Jahrhunderts ist es zu verdanken, dass es nach Vorbild biedermeierlicher Wohnkultur ein wahres Schmuckstück ist. So bestechen die beiden östlichen Räume Richtung Park im Erdgeschoss mit repräsentativen Stuckarbeiten, die nachträglich von Familie Schmidt eingebaut wurden. Gleichzeitig wurde nach Süden raus ein prachtvoller Festsaal, dessen große Türen und Fenster sich zum Park hin öffnen lassen, angebaut. Der Blick nach draußen soll unendliche Weite suggerieren. Natürlich ist der Festsaal insgeheim das Prunkstück des Ganzen. Kunstvolle Intarsien, Wand- und Kronleuchter, Schnitzereien und Brokat imitierende Tapeten - man fühlt sich fast wie einem Film, wenn man sich umschaut. Neben der imposanten Ahnengalerie ist der historische Blüthner-Flügels von 1862 noch besonders zu erwähnen. Bei diesem Konzertflügel mit der Seriennummer 558 handelt es sich wohl um den ältesten, bespielbaren der Welt und er wurde erst kürzlich zum ersten Mal nach seiner Restaurierung wieder gespielt – bei einem Benefizkonzert, welches es in dem mehr als 200 Jahre alten denkmalgeschützten Herrenhaus auch noch nie gegeben hatte. Anlass der Veranstaltung war der neu gegründete Förderverein „Freundeskreis Kulturgüter Haus Nachrodt“. An eine Filmkulisse mutet auch der Park an: Rundwege, Parkwiese, Pavillon und mehr. Noch heute kann man dort exotische Bäume und Pflanzen bestaunen, wobei gerade die Rhododendren in ihrer Blütezeit eine romantische Atmosphäre vermitteln. Wandeln im Park, Empfänge und kulturelle Veranstaltungen zählten einst zum Zeitvertreib der Bewohner. Das dem Herrenhaus benachbarte Bauernhaus wurde im 19. Jahrhundert in ein sogenanntes Logierhaus umgebaut. Auch Haus und Parkanlage wurden dann später im 20. Jahrhundert verändert und den Lebensanforderungen angepasst. Einst Gutshof, dann Industriellenvilla der Fabrikantenfamilie Schmidt und später Adelssitz derer von Löbbecke - ist das Haus Nachrodt als Namensgeber für den Ortsteil an der Lenne verantwortlich. „Dass sich heute noch Haus Nachrodt in exponierter Lage gegenüber der Kirche und die Anlagen rundherum mit Park, Erbbegräbnis und Alleen in diesem erkennbar zeittypischen Zustand erhalten haben, ist besonders und erzählt einiges über die Zeit und Lebensweise der frühen Industrialisierung über die Kaiserzeit bis zum Zweiten Weltkrieg“, so die derzeitige Hausherrin Charlotte von Löbbecke-Campe. Heute gilt es, dieses Kleinod und herausragende Ensemble der letzten zweieinhalb Jahrhunderte mit den Kulturdenkmälern zu erhalten und das hat sich seit 2012 Charlotte von Löbbecke-Campe gemeinsam mit ihrem Ehemann Christian von Campe zur Aufgabe gemacht. In den vergangenen zehn Jahren wurden notwendige Renovierungen und Restaurationen durchführt und die zahlreichen Gebäude neuen Nutzungen zuführt. Auch das Logierhaus soll demnächst renoviert werden und ein Ort für Kultur und Begegnung werden.
SoLaWi Lüdenscheid
Die Solidarische LandWirtschaft - Seit einigen Jahren etabliert sich auch im Märkischen Kreis ein Gegenentwurf zur Agrarwirtschaft im beinahe schon industriellen Stil. Der Verein Solidarische Landwirtschaft Lüdenscheid e.V. hat sich ein Leitbild auf die Fahnen geschrieben, in dem ein achtsamer Umgang mit der Natur, Solidarität zwischen Erzeugern und Verbrauchern, aber auch die Integration und Pädagogik wichtige Eckpfeiler darstellen. Ganz neu ist das Prinzip SOLAWI nicht, und auch die Landwirte, die sich im 2019 gegründeten Lüdenscheider Verein engagieren, sind keineswegs unbeschriebene Blätter in der heimischen Landwirtschaft. Marie Woeste betreibt auf dem Hof ihrer Familie nun in 13. Generation Ackerbau. Dass die junge Frau nach dem Landwirtschafts-Studium in den alteingesessenen Betrieb einsteigt, behagte den Eltern zunächst nicht. Sie fanden, ihre Tochter habe mit ihrer Ausbildung genug Möglichkeiten für einen guten und sicheren Arbeitsplatz, am besten im öffentlichen Dienst. Doch die Rechnung hatten sie ohne Marie gemacht: „Ich war schon im Studium nicht glücklich mit der Büroarbeit“, so die 25-jährige. Aber das Vorpraktikum im Gemüsebau sei genau ihr Ding gewesen. Und so hat sie vor Ende 2020 auf einem halben Hektar Fläche begonnen, ihre Vorstellungen von der Gemüsezucht umzusetzen. Wer nun erwartet, dass der Nachwuchs mit Hightech die Äcker bewirtschaftet, liegt weitgehend falsch: Es ist überwiegend Handarbeit angesagt. Natürlich kommt moderne Technik zum Einsatz, wo es Sinn macht: Ein großes Gewächshaus, in dem derzeit Gurken gezüchtet werden, wird automatisch bewässert. Auch das sehr geländegängige Transportfahrzeug ist sehr modern und surrt elektrisch, als es den Hügel erklimmt, auf dem fleissige Hände den Gemüsegarten pflegen. Zwei davon gehören Maries Geschäfts- und Lebenspartner Lewis Zierke. Die beiden haben sich in Kassel auf der Uni bei einer Erstsemester-Party kennengelernt. Auf derselben Hochschule kamen die beiden auch zum ersten Mal mit dem System Solidarische Landwirtschaft in Berührung. Auf dem Lehrplan stand es noch nicht, sondern wurde von anderen Studierenden eingebracht. Das machen auf dem Hof Woeste inwischen auch die Familienmitglieder. Dabei hat jeder sein Refugium auf dem Anwesen, dass nach eigenen Angaben seit rund 600 Jahren im Familienbesitz ist. Vater Dirk betreibt Landwirtschaft zwar lediglich nebenberuflich, bleibt aber im Garten- und Landschaftsbau sowie dem Handel mit Weihnachtsbäumen der Natur treu. Und ließ sich am Ende doch von der Begeisterung seiner Tochter für alternative Konzepte in der Landwirtschaft anstecken. Und die stehen im völligen Kontrast zu den großen Bauernhöfen, wo mit einem GPS-gesteuerten Schlepper Hunderte von Hektar bewirtschaftet werden. Marie und Lewis beschreiten einen gegensätzlichen Weg: Statt riesige Flächen in Monokultur zu bewirtschaften, wird der Boden stets für mehrere Gemüsesorten gleichzeitig genutzt. Die ökologischen Vorteile sind unbestritten, doch am Ende rechnet sich das sogar, ist man auf dem Hof Woeste überzeugt: „Wir arbeiten händisch und haben viel mehr Ertrag auf der Fläche als die konventionelle Landwirtschaft“, erklärt die junge Gemüse-Expertin. Ausserdem würde der Boden davon profitieren, und durch Kompostbeigaben und Wurzeln würde sich Humus entwickeln. Die Belohnung für die durchaus anstrengende Arbeit: Drei oder sogar vier Kulturen jährlich. Der halbe Hektar ermöglicht den Anbau von insgesamt rund 60 verschiedene Pflanzen-Kulturen, darunter Paprika, Gurken, Tomaten, Aubergine oder das dem Spinat nicht unähnliche Postelein-Gemüse. Ein Renner ist der Asia-Salat: „Das ist ein scharfer, knackiger Blattsalat“, schwärmt Marie. Im Herbst steht dann Wurzelgemüse auf dem Plan. Obgleich die Fläche von einem halben Hektar vergleichsweise klein ist, trägt der Hof Woeste wesentlich zur Versorgung von einem Drittel der SOLAWILUE-Vereinsmitglieder bei. Von den derzeit 280 Mitgliedern haben sich 208 beim letzten Bietverfahren ihren Anteil an der Ernte gesichert und bekommen nun regelmäßig Kisten mit frischem Gemüse der Saison. Natürlich ernährt der eigene Anbau auch die Familie Woeste samt Partner Lewis auch selbst. Auch das gemeinsame Kochen und Essen mit den Mitarbeitern ist Teil des sozialen Konzeptes. Auf den Tisch kommen dabei oft Gemüse, die schlicht übriggeblieben sind. Zugekauft werden muss nicht mehr viel - „ab und zu eine Salami oder Nudeln“, erzählt Marie. Während sie dafür verantwortlich ist, dass der Bedarf nach Sommergemüse gedeckt ist, beschäftigt sich Partner Lewis mit Geflügel: Auf den Wiesen rund um den Hof dürfen sich jeweils 150 Hühner und Gänse austoben. Hier mit einer kleineren Anzahl von Tieren anzufangen, hätte keinen Sinn gemacht, erklärt der studierte Jungbauer: „Ich hätte auch mit 50 Hühnern anfangen können. Doch dabei hätte ich nicht viel Arbeit gespart“. Er freut sich über die gute Qualität , die bei dieser Haltungsform zu erreichen ist. Und hat die Erfahrung gemacht, dass Verbraucher diese auch zu honorieren wüßten. Überhaupt habe der Trend zu Bio-Produkten und zu nachhaltigem Umgang mit der Natur den Weg zu derartigen Konzepten geebnet: „Das Bewusstsein, dass mit der Art zu kaufen, auch die Landwirtschaft beeinflusst wird, spielt uns in die Hände“, ist Lewis überzeugt. Die Bereitschaft, für ökologisch produzierte Lebensmittel, die sogenannten „Demter-Produkte“, tiefer in die Tasche zu greifen, ist ohne Zweifel wichtig, damit das SOLAWI-Konzept aufgeht. Und der direkte Handel zwischen Erzeuger und Verbraucher trägt auch dazu bei, nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch zu arbeiten. „Wir können im Prinzip zum gleichen Preis anbieten, den die Kunden im Bio-Laden auch bezahlen“, ist sich Marie sicher. Und so trägt der Hof Woeste schon 1,5 Mitarbeiter-Stellen. Und die werden auch gebraucht, schließlich erfordert der technikarme Anbau viel Handarbeit. Keinesfalls ist es nur gutbetuchten Bürgern möglich, in den Genuss gesunden Gemüses zu kommen. Während nicht wenige Menschen schon Probleme haben, die Produkte des unteren Preissegmentes im Supermarkt zu bezahlen oder gar die Tafeln angewiesen sind, soll die Solidarische Landwirtschaft auch ihnen den Zugang zu hochwertigen Lebensmitteln ermöglichen. Und das funktioniert gut, freut sich Markus Blischke, dem 1. Vorsitzenden der Solidarischen Landwirtschaft Lüdenscheid e.V.: „Wie haben hier Mitglieder aus vielen gesellschaftlichen Bereichen“. Und das Verfahren zur Verteilung der Erzeugnisse sorgt dafür, dass auch Menschen mit geringem Einkommen im Bieter-Verfahren eine gute Chance haben. In der solidarischen Landwirtschaft erwerben die Verbraucher nämlich keine konkreten Produkte oder gar Mengen, sondern Anteile. Da die Ernte naturgemäß auch mal schwankt, wird den Erzeugern auf diese Weise ein Entlastung geboten: Es gibt keine im Voraus vertraglich vereinbarten Liefermengen, die wie ein Damoklesschwert über dem Acker hängen, und für schlaflose Nächte sorgen. Keine drohenden Konventionalstrafen, die dem Landwirt nach einer weniger ertragreichen Ernte den Garaus machen. Obgleich die solidarische Landwirtschaft rechnet, so ist sie keineswegs einfacher. Immerhin habe man einen direkten, persönlichen Kontakt zu den Menschen. Das sei emotional durchaus mal anspruchsvoller, so Marie Woeste. Körperlich ist die Arbeit auch nicht zu unterschätzen, doch den ganzen Tag Treckerfahren ist da nicht zwangsläufig besser: „Es gibt immer mehr Fälle, wo Landwirte beim Treckerfahren Bandscheibenvorfälle erleiden“, berichtet die junge Frau.
Die Kitzretter
Kitzretter unterwegs - Bis zu 100.000 Kitze sterben jedes Jahr in Deutschland bei der Mahd der Wiesen. Und die Kitzretter sagen: Das muss nicht sein! Und deswegen helfen sie, ehrenamtlich. Der Kitzretter e.V. wurde im Jahr 2021 gegründet und besteht aus Naturfreunden verschiedenster Couleur. Gegründet wurde er von Kevin Winterhoff aus Hagen. Als leidenschaftlicher Naturfotograf wurde er 2011 auf die Situation der Rehe aufmerksam, die ihre Kitze im hohen Gras ablegen, die wiederum in der Zeit von Landwirten gemäht werden. Was dann im schlimmsten Fall passiert, kann sich jeder denken. Damit die Kitze künftig nicht mehr Opfer eines Mähwerks werden, tat sich Kevin Winterhoff mit Freunden zusammen, um diese bedrohten Kitze zu retten. Anfänglich was das Absuchen der Wiesen sehr mühsam. Inzwischen setzen Kevin und seine Mitstreiter. Im Idealfall arbeiten Landwirte, Jäger und Freiwillige dabei zusammen. „Unsere Arbeit geht nicht gegen die Bauern, sondern soll in Kooperation mit den Bauern ablaufen. Für eine sichere Mahd!“, so Kevin Winterhoff. Ziel ist es, mit engagierten Mitgliedern gemeinsam mit den örtlichen Landwirten und Jagdpächtern die Frühlingsmahd der Bauern möglichst sicher zu gestalten. Dafür helfen die Kitzretter kostenlos und mit großem persönlichem Engagement. Während der Landwirt die Kitzretter über die bevorstehende Mahd in Kenntnis und idealerweise Kontakt zum betroffenen Jagdpächter der Fläche aufnimmt, stellen die Kitzretter ein Team für den Einsatz bereit. Dieses besteht aus 2-3 Vereinsmitgliedern, welche in der Drohnensteuerung sowie der Wildtierkunde und dem Jagdrecht unterrichtet worden sind, sowie freiwilligen Helfern. In aller Frühe fängt das Team mit dem Drohnenflug an. Das geschieht immer in den ersten Morgenstunden, damit der Temperaturunterschied zwischen Kitz und Wiese möglichst groß ist. Während z. Bsp. Kevin die Drohne steuert, ruft er seinen Helfern zu, wo sich Kitze befinden. Mit Kisten und Gras ausgestattet bewegen sich die Helfer aus das im Grad versteckt liegende Kitz zu. Ist das Kitz bis zu Woche Wochen alt hat es den sogenannten Drückinstinkt, duckt sich ins Gras und läuft nicht weg. Die Kitzretter können es mit Handschuhen und Gras in den Händen aufnehmen und in die mit Gras befüllte Kiste ablegen. Es ist für das Kitz überlebenswichtig, dass es keinen menschlichen Geruch annimmt, denn sonst findet die Ricke ihr Kitz nicht wieder bzw. nimmt es nicht mehr an. Ist das Kitz schon etwas älter und mit dem Fluchtinstinkt bereits ausgestattet, kommt der Käscher zum Einsatz. Ist die gesamte Fläche abgeflogen und abgesucht, wird der Landwirt informiert. Vom Bauern erhoffen sich die Kitzretter hier den zeitnahen, idealerweise unmittelbaren Mähbeginn, um größtmögliche Sicherheit zu garantieren. Wenn zwischen Suche und Mahd mehrere Stunden liegen, ist immer das Risiko gegeben, dass die Ricke das Kitz wieder in diese Wiese führt. Der Verein wurde gegründet, um mithilfe von Spendengeldern, diese Technik (Sichtung/Rettung mittels Drohnen) möglichst flächendeckend anzubieten. Das Hilfsangebot der Kitzretter ist kostenlos und gemeinnützig. Was wäre ein Verein ohne Menschen, welche die Idee des Vereins mit Leben füllen? Die Kitzretter sind dankbar für jede Unterstützung, egal ob als Spender oder Mitglied. Der Verein bietet eine aktive und passive Mitgliedschaft an. Wenn Du also die Idee des Vereins unterstützenswert findest, dann sieh Dir gerne die verschiedenen Mitgliedschaften an. Auch ohne Mitgliedschaft kannst Du die Kitzretter-Arbeit unterstützen. Mehr über die Möglichkeit der Unterstützung findest du unter: http://www.kitzretter-ev.de/
Jagdmuseum Schalksmühle
Besuch des Jagdmuseums - Das Jagdmuseum wurde am 21. Oktober 2004 im inoffiziellen Rahmen in Schalksmühle eröffnet. Die Entstehungsgeschichte ist eng verbunden mit dem Unternehmen Gebr. Vedder GmbH. In den Räumen, in denen sich das Museum gegenwärtig befindet, standen noch bis zum Jahr 2002 ca. 25 Kunststoffpressen des renommierten und traditionsreichen Elektroartikel-Herstellers aus dem Sauerland. Nachdem das Gebäude zwischenzeitlich verkauft wurde, gelang im Jahr 2002 die Rückübernahme. Das war die Gelegenheit für Dirk Vedder, einem Mitglied des Familienunternehmens und gleichzeitig Spross in vierter Generation einer passionierten Jägerfamilie, dem traditionsreichen Bauwerk im Ortsteil Asenbach neues Leben einzuhauchen. Er entwickelte es zu einem Gewerbepark weiter, wo dann auch Räume zwecks Darstellung des Jagdwesens vorgehalten wurden. Was war nun die Idee? Es sollte ein Schulungsraum - insbesondere für Kinder und Jugendliche -, indem aber auch der jagdbezogene Familienbesitz präsentiert werden konnte. Zahlreiche Artefakte fanden so eine neue Heimat, ebenso wie Nachlässe von Jägern aus der Region Schalksmühle und dem Sauerland. Hauptantriebsfeder der Gründer war die Beobachtung, dass die Gesellschaft sich immer weiter von der Natur entfremdete. Dieser Trend verfestigte sich nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land und hält bis heute an. Dem sollte fortan entgegengewirkt werden, wobei man bei den Kleinsten anfing. Im Zentrum stand und steht bis heute die permanente Schulung und Aufklärung über die hiesigen Wild-, Tier- und Pflanzenarten und die damit verbundene Erklärung des Jagdwesens. Es war also das besagte Jahr 2002, als man die Sache anpackte. Eine Etage des Gebäudes wurde komplett saniert, in dem es eine neue Fensterfassade, einen neuen Boden und in Teilen auch neue Wände bekam. Somit wurde der Grundstock gelegt, in dem nun auch der Hegering Schalksmühle-Hülscheid e.V. tätig werden konnte und der im Jahr 2008 die Räumlichkeiten auch pachtete. Die Obleute für Öffentlichkeitsarbeit des Hegerings und Dirk Vedder selbst begangen mit den Führungen, insbesondere für Kindergärten und Schulklassen und somit ganz im Sinne der Grundidee. Nach diesen Anfängen entwickelte sich das Nutzung- und Museumskonzept bis in die Gegenwart weiter. Weitere Ausstellungsstücke kamen hinzu, wobei die Präparate – die Kernelemente der Ausstellung – in gewissen Abständen von Mitarbeitern des Märkischen Kreises untersucht, verplombt und zur Besichtigung freigegeben wurden. Die Präsentation des Lehrmaterials wurde optimiert und eine gemütliche Atmosphäre geschaffen, die so auch als Rahmen für weitere Veranstaltungen dienen konnte. Gegenwärtig befinden sich im Museum inzwischen über 1200 Exponate zum Thema Jagd. Zu sehen ist die größte Sammlung an Gehörnen heimischer Wildarten im Sauerland, darunter allein über 600 Gehörne von Rehen sowie etliche Präparate heimischer Vogelarten. Auch der Darstellung der Geschichte des Hegerings Schalksmühle-Hülscheid ist ein Ausstellungsbereich gewidmet. Unter den Ausstellungstücken befinden sich auch Tierarten wie Hasel- und Rebhuhn, die aufgrund der Lebensraumveränderungen heute nicht mehr heimisch sind. Anfang 2020 konnte das Jagdmuseum durch das LEADER Förderprogramm "Oben an der Volme" modernisiert werden. Auch die Digitalisierung wurde erweitert, so können nun Präsentationen und Videos für Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen angeboten werden. Seit Februar 2020 wird unserer Jagdmuseum offiziell auf Wikipedia gelistet und gehört nun mit zu den neun gelisteten (Wikipedia) Jagdmuseen in Deutschland.
Das Bakelitmuseum in Kierspe
Zu Besuch im Bakelitmuseum - Es ist nicht nur einer der ersten Kunststoffe, es ist bis heute ein Werkstoff mit unerreichten Eigenschaften: Bakelit, erfunden vom belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland. Als er seine Erfindung im Jahre 1907 zum Patent anmeldete, lebte er zwar schon seit Jahrzehnten in den USA, dennoch hat Bakelit schnell auch die Industrie im Volmetal geprägt. Besonders in Kierspe: Der Heimatverein zählt für die Rauk-Stadt in Spitzenzeiten 36 Betriebe der Metall- und Elektroindustrie, die das im Wesentlichen aus Formaldehyd und Phenol bestehende Material verarbeiteten. Um Bakelit und die daraus entstandenen Produkte zu würdigen, öffnete vor fast 20 Jahren das Bakelit-Museum die Pforten. Seit 2003 finden Besucher im Alten Amtshaus an der Friedrich-Ebert-Straße verschiedenste Exponate vor, zu denen Ulrich Finke, manche Geschichte parat hat. Der Ortsheimatpfleger führt an den Öffnungstagen durch die Ausstellung, die fast das gesamte Hochparterre des altehrwürdigen Gebäudes füllt. Mehr als einen Grundstock für die heutige Sammlung hat Carl-Heinz Vollmann zusammengetragen. Der Kiersper Fabrikant (Reppel & Vollmann) hatte ein Faible für die Produkte aus Bakelit und sich entschlossen, diese dem Heimatverein Kierspe e.V. zu stiften. Doch dabei ist es nicht geblieben. Wenn Ulrich Finke Besucher durch die Ausstellung führt, kann er immer mal wieder neue Exponate präsentieren. Die werden auch gezielt aufgestöbert, so wie aktuell ein altes Armaturenbrett, repräsentativ für die Produkte des ortsansässigen Produzenten Dr. Deisting. Die Zahl der Ausstellungsstücke geht in die tausende. Beim Schwelgen in den eigenen Erinnerungen wird den Besuchern vor Augen geführt, welche Bedeutung Bakelit für die Industriegeschichte, aber auch für das Industriedesign hat. Seine Eigenschaften machten Bakelit zu einer Offenbarung: Der pulverartige Werkstoff ließ die Serienfertigung von Produkten zu, deren Designer ungeahnte gestalterische Freiheiten hatte. So stehen in den Vitrinen des Museums Kameras, Geschirr und allerlei andere Alltagsgegenstände. Ihre wunderschönen Farben harmonieren hervorragend mit ihren Formen, die an Gründerzeit und Art Deco erinnern. Doch im Laufe der Jahrzehnte zeigt sich auch die Achillesferse von Bakelit: Der Gestaltung sind Grenzen gesetzt, poppige Farben sind damit nicht machbar. Das rötlich-braune Granulat ließ sich eben nicht beliebig einfärben. Dem Charme der Exponate schadet dies natürlich nicht, im Gegenteil. Wegen weiterer Nachteile wurde das Kunstharz Bakelit von moderneren Kunststoffen weitgehend verdrängt, aber wenn es um thermische Beständigkeit geht, ist es bis heute unschlagbar. Während Lichtschalter und Steckdosen aus Bakelit heute nur noch als Liebhaberprodukte produziert werden, gibt es tatsächlich elektrotechnische Bauelemente, deren geforderte Hitzebeständigkeit nur durch Bakelit erreicht werden kann. Besonders deutlich wird das bei einem Feuerwehrwehrhelm, der verständlicherweise hohen Temperaturen standhalten muss. Ob die Kiersper Feuerwehr je derartige Kopfbedeckungen im Einsatz trug, hat Ulrich Finke nach eigenen Angaben bislang nicht herausfinden können. Nach einem Rundgang durch das Alte Amtshaus bietet sich auch eine zweite Station an, um mehr über Bakelit zu erfahren: Im Schleiper Hammer, einem ebenfalls vom Heimatverein Kierspe bewirtschafteten Industriemuseum, stehen zwar Schmiedearbeiten im Vordergrund, doch hier haben zahlreiche Pressen ihr Zuhause gefunden. Auf ihnen werden regelmäßig Bakelit-Produkte gefertigt. Natürlich mit viel Handarbeit, und in kleinen Stückzahlen. Besonders beliebt: Die Dose mit dem Kiersper Stadtwappen samt Wappenvogel Rauk. Noch klappt es mit dem Materialnachschub, obwohl das Thema den Verantwortlichen durchaus Sorgen bereitet. Früher war die Firma Bakelite sogar in Iserlohn-Letmathe niedergelassen. Nach einer wechselvollen Geschichte ist der Traditionsname inzwischen wieder zurück. Mit Bakelite Synthetics ist an dieser Stelle ein neues Unternehmen für Phenolharze entstanden. Für das Museum an der Friedrich-Ebert-Straße spielt das aber nur eine untergeordnete Rolle. Hier wird Industriegeschichte besonders mit den alten Ausstellungsstücken plastisch, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Besuch lohnt sich allemal, alleine wegen eines Staubsaugers, der neben „Müller-Lüdenscheidt“ zu einem weiteren Bezug zwischen Loriot und dem Märkischen Sauerland führt.
Das 8Giebel in Schalksmühle
Ein Ort für die Schalksmühler Kultur - Lange Zeit gab es in Schalksmühle zwar ein umfangreiches Kulturangebot, jedoch keinen zentralen Ort, der ausschließlich für die Kultur vorgehalten war. Zunächst fanden Kulturveranstaltungen im Pädagogischen Zentrum Löh statt, das nach Errichtung der Primusschule jedoch nicht mehr zur Verfügung steht, und auch die Turnhalle der Grundschule Spormecke stellte für Kulturveranstaltungen bestenfalls ein Provisorium dar. Als jedoch die Kreuzkirche am Mathagen von der evangelischen Kirche entwidmet wurde und das Gebäude veräußert werden sollte, bot sich für die Gemeinde Schalksmühle die ideale Gelegenheit, aus dem Kirchengebäude mit angrenzendem Gemeindehaus ein Ort der Kultur zu machen. Aufgrund der markanten Dachkonstruktion der ehemaligen Kirche war der neue Name schnell gefunden: 8Giebel. Teilfinanzierung durch das NRW-Kulturförderprogramm "Dritte Orte" "Das Kulturförderprogramm 'Dritte Orte' vom Land NRW stellte eine gute Möglichkeit dar, unsere Ideen umzusetzen und zu finanzieren", erklärt Anja Wolf von der Gemeinde Schalksmühle, die das Projekt 8Giebel von der vorherigen Verantwortlichen Judith Bäcker inzwischen übernommen hat. Dritte Orte sind gemäß des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen Plätze des Zusammentreffens, die Menschen die Möglichkeit der Begegnung mit Kunst und Kultur im ländlichen Raum bieten. Das Ministerium fördert deshalb Konzeptentwicklung und Umsetzung für solche Orte der Begegnung - ein Förderziel, das auf das 8Giebel in Schalksmühle hervorragend zugeschnitten ist. "Die schrittweise Umsetzung unserer Konzepte für das 8Giebel hat bereits Anfang 2021 begonnen und endet im Dezember 2023", erklärt Anja Wolf. Schalksmühle erhält 80 Prozent der Gesamtinvestitionssumme aus dem Fördertopf Insgesamt 450.000 Euro Kulturfördermittel erhält die Gemeinde Schalksmühle für die Umsetzung eines Kulturzentrums 8Giebel aus dem Fördertopf, wobei es sich um 80 Prozent der Gesamtsumme handelt, die die Umsetzung des Konzeptes kosten wird. Die restlichen 20 Prozent übernimmt die Gemeinde Schalksmühle. Der zentrale Raum des Gebäudes, in dem früher Gottesdienste abgehalten wurden, soll der Mittelpunkt des Konzeptes "8Giebel" werden, wobei hier natürlich die meisten Veranstaltungen stattfinden sollen. Schon jetzt, wo noch längst nicht die vollständige Ausstattung vorhanden ist, werden hier bereits kleinere Veranstaltungen wie Musikschulvorspiele durchgeführt. "Wo sich früher der Altar befand, der bereits demontiert wurde, soll schon bald eine Bühne installiert und mit einer professionellen Ausstattung versehen werden", erklärt Anja Wolf. Licht- und Tontechnik wird den Künstlerinnen und Künstlern, die hier auftreten, dann in ausreichender Form zur Verfügung stehen, damit niemand Technik in großem Umfang selbst mitbringen muss. Ein Ort für nahezu alle Arten von Veranstaltungen Den Events, die hier stattfinden können, sind thematisch kaum Grenzen gesetzt: egal ob Konzerte aller musikalischer Genres, Comedy, Kleinkunst oder Theater, das meiste wird hier möglich sein. Selbstverständlich muss jedoch auf die Anwohner Rücksicht genommen werden, da sich das Gebäude inmitten eines Wohngebietes befindet. Deshalb müssen Veranstaltungen im 8Giebel spätestens um 22 Uhr beendet sein. Ferner sind im Jahr lediglich zehn große Abendveranstaltungen im Gebäude möglich. "Wenn alles fertig ist, werden dann nur noch in Ausnahmefällen Events in der Turnhalle der Grundschule Spormecke stattfinden, im wesentlichen läuft dann alles im 8Giebel", erklärt Anja Wolf. Bestehendes Gebäude wird durch Anbau und größeres Foyer ergänzt Um das Gebäude als reine Kulturlocation fit zu machen, muss auch noch ein anderes Problem gelöst werden. "Derzeit betritt man das 8Giebel ja quasi durch den Hintereingang", erklärt Anja Wolf. "Dabei sind viele Gäste, vor allem, wenn sie von außerhalb kommen, irritiert, denn sie können das Gebäude nicht von der Straße am Mathagen aus betreten, sondern müssen um das Gebäude herumgehen." Darüber hinaus, erklärt Wolf weiter, sei die Foyersituation am hinteren Eingang mit der Garderobe sehr eng und einer Kulturstätte nicht würdig. "Deshalb planen wir einen Anbau, der das Betreten des Gebäudes von vorne ermöglicht und zudem eine großzügigere Foyersituation bietet", erläutert Wolf. Derzeit befindet sich das Projekt 8Giebel noch in der Ausschreibungs- und Beschaffungsphase, wobei sich Anja Wolf über rund 20 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer freuen kann, die das 8Giebel zusammen mit ihr aufbauen und betreiben. Kleinere Veranstaltungen wie zum Beispiel ein Offener Treff, kombiniert mit einem Büchertausch, der immer dienstags von 16-18 Uhr im 8Giebel stattfindet, sind jetzt schon in dem Gebäude möglich, obwohl viele Ideen und Pläne im Bezug auf das neue Schalksmühler Kulturzentrum noch in der Planungsphase stecken oder noch nicht umgesetzt werden konnten. Schalksmühler Einrichtungen und Vereine können sich am 8Giebel-Konzept beteiligen So soll zu den Schalksmühler Einrichtungen und Vereinen auf keinen Fall eine Konkurrenzsituation entstehen, sondern eine gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe, bei der jeder vom anderen partizipiert. "Wir planen zum Beispiel, dass das Jugendzentrum am Wansbeckplatz ab Oktober 2022 an jedem dritten Montag im Monat unseren großen Raum für Kinderkino nutzen kann", verspricht Anja Wolf, die sich selbstverständlich auch Kinovorführungen für Erwachsene in der ehemaligen Kirche vorstellen könnte, wenn sich jemand für die Organisation dieser Kinoabende finden würde. Wechselausstellungen von heimischen Künstlerinnen und Künstlern zu unterschiedlichen Themen sind ebenfalls angedacht. Schließlich wird es auch Vermietungskonzepte für die einzelnen Räume des 8Giebel geben, nicht nur für den großen Hauptraum, sondern auch für die kleineren Räume, die sich zum Beispiel im direkt mit der eigentlichen ehemaligen Kirche verbundenen Gemeindehaus befinden. "Auf lange Sicht werden sogar die Räume der Pfarrwohnung, die jedoch zurzeit noch bewohnt ist, für uns zur Verfügung stehen", erklärt Anja Wolf. Das wird aber noch seine Zeit dauern, und einen Plan, für was diese Räume eventuell später genutzt werden könnten, gibt es derzeit noch nicht.
Die Artothek in Lüdenscheid
Hättet ihr`s gewusst? - Die Stadtbücherei Lüdenscheid beinhaltet auch eine Artothek. Was das ist, ist schnell erklärt. Es geht schlicht und ergreifend um Kunst zum Ausleihen. Eine Artothek (lat. ars, artis = die Kunst; griech. theke = der Ort) ist eine in der Regel öffentliche Institution, die Werke aktueller Kunst (Bilder, Skulpturen, Plastiken u. Ä.) kostenlos oder häufiger gegen eine geringe Gebühr verleiht. Die meisten Artotheken sind Öffentlichen Bibliotheken angegliedert, aber auch Kunstvereine, Kunstämter oder Kulturämter, Museen, Volkshochschulen, Stiftungen, Werkbibliotheken o. Ä. können Träger von Artotheken sein. Wer sich in den eigenen vier Wänden mit moderner Kunst auseinandersetzen oder seine Räume einfach nur mit Bildern verschönern möchte, kann hier Originalwerke zeitgenössischer Künstler und Künstlerinnen entleihen. Fast alle diese Künstler und Künstlerinnen hat ihr Lebensweg - für einen längeren oder kürzeren Zeitraum - nach Lüdenscheid geführt. Den Großteil der Bilder findet man im 1. Obergeschoss direkt neben den Sachbüchern zum Thema Kunst. Ein dort ausliegender Katalog gibt anhand von Fotos und Angaben zu Technik und Format einen Überblick über den vorhandenen Bildbestand. Weitere Bilder hängen in verschiedenen Räumen des Hauses. Diese können ebenfalls entliehen werden. Man kann sie einfach abhängen, mitnehmen und ausleihen. Die gerahmten Grafiken können mit einem gültigen Stadtbücherei-Ausweis ausgeliehen werden. Für die Bildausleihe gelten folgende Regelungen: • die Bilder werden an Benutzer und Benutzerinnen der Stadtbücherei ab 16 Jahre entliehen • pro Person können maximal zwei Bilder entliehen werden • die Ausleihzeit beträgt 84 Tage • die Leihfrist kann zweimal verlängert werden Alle, die die Artothek noch nicht kennen, sind eingeladen, Kunst einmal selbst "auszuprobieren". Ausleihe, Rückgabe und Vormerkungen von Bildern sowie die Verpackung für den Transport erfolgen an der Service-Theke im Eingangsbereich. Stadtbücherei Lüdenscheid Graf-Engelbert-Platz 6 58511 Lüdenscheid Tel: 02351 171218 E-Mail: stadtbuecherei@luedenscheid.de www.stadtbuecherei-luedenscheid.de Öffnungszeiten Dienstag - Freitag: 10:30 - 18:30 Uhr Samstag: 10:00 - 13:00 Uhr
Das Felsenmeer-Museum in Hemer
Geschichte erlebbar machen - Geschichte muss nicht immer trocken und angestaubt sein - bestes Beispiel dafür ist das Felsenmeer-Museum in Hemer. Auf drei Etagen lädt das Museum in Hemer-Sundwig zu einer interessanten Reise in die Vergangenheit ein. Der Besucher erfährt allerhand Wissenswertes rund um Industriegeschichte, Erdgeschichte sowie Stadtgeschichte. Im Erdgeschoss der alten Villa Grah wird die industriegeschichtliche Entwicklung im Raum Hemer dargestellt. Anhand zahlreicher Exponate wird dem Besucher eine Vorstellung vom ehemaligen heimischen Bergbau im Felsenmeer, der mittelalterlichen Eisenverhütung, der Drahtherstellung und dem Schmiedehandwerk vermittelt. Ein Rennfeuerofen, der im heimischen Raum ausgegraben wurde, verdeutlicht dem Besucher anschaulich die Technik der Vorfahren. Zwei durch Wasserräder betriebene Modelle einer Drahtrolle und eines Messingplattenhammers demonstrieren dem Betrachter detailgetreu die Metallverarbeitung in den hiesigen Tälern zu Vorväterzeiten. Auch über das Böttcherhandwerk und die Papierherstellung in einer Papiermühle früherer Zeit wird sehr anschaulich informiert. Der heimatliche Raum in seiner erdgeschichtlichen Entwicklung wird durch die Entstehung der heimischen Höhlen und des Felsenmeers dabei besonders berücksichtigt. Eine weitere Abteilung auf dieser Etage ist der Vor- und Frühgeschichte gewidmet. Sie enthält viele Funde aus der frühesten Zeit der Besiedlung des heimischen Raumes. Unter den diversen Exponate aus dieser Periode, die in der Region gefunden wurden, sind auch einige Knochenfunde ausgestellt. Einem anderen Bereich ist die Stadtgeschichte gewidmet. Eine Besonderheit hier ist dabei das fränkische Frauengrab aus dem siebten Jahrhundert. Mit den im Hemeraner Stadtgebiet entdeckten Knochen und Grabbeigaben wurde das Grab im Museum rekonstruiert. Ein Münzschatz, einer der größten Westfalens, aus der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg ist ebenfalls zu bestaunen. Der Krug mit den Münzen wurde 1949 bei Erdarbeiten in Hemer-Westig entdeckt. Über die Entwicklung der Felsenmeerstadt im 20. Jahrhundert wird exemplarisch mit regionalem Bezug informiert. Mit Sprachforscher Friedrich Leopold Woeste, Bischof Willibrord Benzler sowie Kunsthistoriker und Arzt Hans Prinzhorn werden drei Hemeraner Persönlichkeiten besonders vorgestellt. In einem anderen Raum erinnern Hemeraner, die aus Ost- und Westpreußen, Pommern und Schlesien stammen, unter anderem mit wertvoller Keramik und Trachten an ihre ehemaligen Heimatgebiete. Doch nicht nur die Ausstellung, sondern auch das Gebäude an sich machen einen Besuch empfehlenswert. Der ehemalige Hausherr Peter Grah (1852-1935) trat seinerzeit 1871 als junger Ingenieur in die Sundwiger Eisenhütte ein. Unter seiner Mitwirkung vollzog sich damals der Wandel des Unternehmens von einer Eisenhütte in eine Maschinenfabrik. 1903 wurde er deren alleiniger Vorstand. Neben der Arbeit engagierte sich Grah als Gemeindevorsteher in Sundwig. 1912 wurde er aufgrund seiner vielfältigen Verdienste von Kaiser Wilhelm II. zum Kommerzienrat ernannt. Vom Iserlohner Architekt August Deucker (1869-1924) ließ sich Grah 1902 seine repräsentative Unternehmer-Villa bauen, die nunmehr das Felsenmeermuseum beheimatet. Der landhausähnliche, herrschaftliche Jugendstilbau ist durch verschiedenartige Details geprägt. Außerdem weist er eine Asymmetrie im Grundriss und Aufbau, eine Eigenart, die der Bewegtheit bei Dekorformen des Jugendstils entspricht, auf. Nicht nur die Fassade ist abwechslungsreich und schön anzusehen. Im Inneren finden sich unter anderem viele Details mit Jugendstilornamenten wie beispielsweise Fliesen, Stuckarbeiten an den Decken, Türbeschläge aus Messing und vieles mehr. Der 1923 gegründete Bürger- und Heimatverein Hemer e.V. betreibt in Zusammenarbeit mit der Stadt Hemer seit 1989 das Felsenmeer-Museum. Der Verein hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die historische und kulturelle Identität der Heimat zu pflegen und dabei Überliefertes weiterzugeben. Es gilt die Geschichte des Heimatraumes erforschen, sie den Bürger vermitteln und damit die Heimatverbundenheit festigen. In regelmäßigen Abständen lädt der Bürger- und Heimatverein Hemer zu Veranstaltungen, sei es Kunstausstellungen, Vorträgen und vieles mehr, in das Felsenmeer-Museum ein. An jedem ersten Sonntag im Monat öffnet das Museum an der Hönnetalstraße 21 von 14 bis 17 Uhr zu einer Themenführung, anschließend können sich die Besucher in der gemütlichen Cafeteria in der ehemaligen Küche der Familie Grah stärken. Zudem ist ein Besuch mittwochs bis freitags von 11 bis 13 Uhr sowie von 15 bis 17 Uhr möglich. Nähere Informationen finden sich auf www.felsenmeer-museum.de im Internet.